Ihre Entdeckung im ägyptischen Tell el-Amarna war eine Sensation, ihre Präsentation 1924 in Berlin sorgte für Furore weit über Deutschland hinaus. Sebastian Conrad nimmt uns mit auf eine Reise in die Welt der Pharaon*innen; er schildert, unter welch dubiosen Umständen die Büste der Nofretete im Zeitalter des Kolonialismus nach Berlin gelangte und wie seither um ihren Besitz gerungen wird.
Die Büste der Nofretete fasziniert Menschen seit Jahrhunderten und dient als Projektionsfläche für die verschiedensten Agenden, von der Popkultur bis zur Politik. Sebastian Conrad widmet sich den Ebenen der Bedeutungszuschreibung, beginnend mit der Entdeckungsgeschichte und der Erwirkung der Ausfuhrgenehmigung durch einen Betrug. Er nutzt dieses sehr konkrete Objekt, um die aktuellen globalen Diskurse zum Umgang mit kolonialem Unrecht und epistemischen Hegemonialkämpfen darzustellen, auch mit einer klaren Haltung gegenüber der Restitutionsfrage. Gelungen an dem Buch ist zudem die Verknüpfung von vielfältigen und auch emotional besetzten Feldern mit dem Anspruch an Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit, die eigenen Interessen und impliziten Bewertungen ehrlich zu reflektieren.
Sebastian Conrad, geboren 1966 in Heidelberg, ist Professor für moderne Geschichte an der Freien Universität Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte von Kolonialismus und Postkolonialismus, die Geschichte Ostasiens und die Geschichte des historischen Denkens. Er hat in New York und Paris, Florenz und Tokyo gelehrt und ist heute einer der international renommiertesten Vertreter der Globalgeschichte sowie Autor zahlreicher Bücher, darunter „Geschichte der Welt. 1750-1870“ (mit Jürgen Osterhammel) und „Deutsche Kolonialgeschichte und Globalgeschichte: Eine Einführung“.
Wie die Schriftstellerin Ch. N. Adichie in einem millionenfach angesehenen TED-Talk gezeigt hat, führt die Dominanz einer „einzigen Geschichte“ zu gefährlichen Missverständnissen, denn die Gegenwart ist nicht das Ergebnis einer einheitlichen, auf die Jetztzeit zulaufenden Entwicklung, sondern das Produkt von sich überlagernden, miteinander im Austausch stehenden Geschichten und Narrativen. (…) Dieses Buch will daher die globale Karriere der Nofretete nachzeichnen, die aus vielen Geschichten besteht, welche Nofretete erst zu der Ikone gemacht haben, die wir heute kennen.
Im Rahmen der Reihe „Viertel nach Zwölf – Hamburger Mittagsgespräche“
Kostenfreier Eintritt. In Kooperation mit dem Zentrum Erinnerungskultur der Universität Regensburg.
Im Rahmen der Reihe „Samstags um 12“ der Universität Siegen.
Stifter
Hauptförderer
mit Unterstützung von
mit Unterstützung von