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Menschen erscheinen als Mängelwesen, während ihre Maschinen als Überwinder ihrer Schwächen gefeiert werden. Martina Heßler erzählt die Geschichte dieses wirkmächtigen Gedankens, in dem sich die menschliche Fehlbarkeit hartnäckig mit technologischer Perfektion verbindet. Es wird Zeit, diese unzeitgemäße Illusion zu verabschieden.
Womit wir uns vergleichen, bestimmt ganz wesentlich das Bild, das wir von uns gewinnen. Martina Heßler zeigt, wie sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts eine neue Obsession breitmacht: Der Vergleich von Mensch und Maschine, der bis heute regelmäßig zugunsten der scheinbar so ausdauernden, fehlerfreien und objektiven Technik ausgeht. Heßler schaut genauer hin, entlarvt den Mythos von der perfekten Technik und stellt dem Traum von einer Welt, in der Maschinen uns alles Lästige und Gefährliche abnehmen, eine Realität entgegen, in der der Mensch immer mehr Energie aufwenden muss, um seine immer komplexere Technik im Griff zu behalten. Ein wichtiger Appell, im globalen Rennen um die technologische Vorherrschaft die Frage nach dem Sinn der immer klügeren Maschinen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Martina Heßler ist Historikerin und seit 2019 Professorin für Technikgeschichte an der TU Darmstadt. Sie arbeitet zur Kulturgeschichte der Technik, zur Ding- und Designgeschichte, zu Wachstums- und Schrumpfungsperspektiven in Industrie- und Autostädten im 20. Jahrhundert sowie zur Geschichte und Gegenwart des Mensch-Maschinen-Verhältnisses.
„In einem sowjetischen Satellitenkontrollzentrum unweit von Moskau meldeten Sirenen in der Nacht zum 27.9.83 einen Alarm. In roter Schrift informierten Computer den Offizier Stanislaw Petrow, dass eine amerikanische Interkontinentalrakete gestartet sei – mit dem Ziel Sowjetunion. In erstaunlich kurzer Zeit entschied sich Petrow, seinen Vorgesetzen einen Fehlalarm zu melden. Doch noch während er telefonierte, folgten weitere Alarme. Die Computer behaupteten weitere Raketenstarts, und zwar mit der höchsten Wahrscheinlichkeit. Gleichwohl blieb Petrow bei seiner Einschätzung. Und er behielt Recht.“
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