© Massimiliano Manzan
Walburga Hülk erzählt von Schicksal und Mythos des grand homme Victor Hugo als Intellektuellem, Schriftsteller und vielfach begabtem Künstler – und von seinen Visionen und Widersprüchen. Sie zeichnet das Bild eines Menschen und Autors zwischen Freiheit und Exil, das zugleich die Geschichte Frankreichs im 19. Jahrhundert birgt.
Der Brand der Pariser Kathedrale hat Hugos „Der Glöckner von Notre-Dame“ wiederbelebt. Einerseits aufgeklärt, andererseits Romantiker, ist Hugo so widersprüchlich wie sein Jahrhundert. Nach einer royalistischen Phase setzte er sich an die Spitze des progressiven bürgerlichen Protests, was ihn nach dem Staatsstreich Napoleons III. ins Exil trieb. Der Liebhaber von Pomp und Kitsch schrieb dort „Die Elenden“, agierte gegen Todesstrafe, Sklaverei und autoritäre Systeme. Es gelingt der Romanistin Walburga Hülk den Politiker, Schriftsteller und unglücklichen Familienvater in Selbst- und Fremdzeugnissen sowie das Frankreich des 19. Jahrhunderts zu vergegenwärtigen. Sie zeigt Hugo als öffentlichen Intellektuellen von aktueller Bedeutung, der die Massenmedien seiner Zeit nutzt, um für ein geeintes Europa und gegen die Unterdrückung Polens durch die russische Armee einzutreten.
Walburga Hülk, geboren 1953, war bis 2019 Professorin für Romanische Literaturwissenschaft an der Universität Siegen. Sie lehrte zuvor in Freiburg und Gießen und war Gastprofessorin an der University of California at Berkeley, der Maison des Sciences de l’Homme in Paris und der Université Polytechnique Hauts-de-France in Valenciennes. In zahlreichen Büchern und Artikeln hat sie sich immer wieder mit dem 19. Jahrhundert in Frankreich und mit der Literatur und der Kunst in der Moderne befasst. Zuletzt erschien „Der Rausch der Jahre. Als Paris die Moderne erfand“ (2019).
„Die Stimmen und Stimmungen der Zeit versammelten sich in seinem Werk zu einem einzigartigen, sich immer weiter aufspannenden Kosmos. „Ozean-Mensch“, so nannte Hugo sich selbst, bevor andere es taten. Und trotz Fiktions- und Inszenierungsverdacht ist diese Selbstbeschreibung doch reizvoll. Hugo war in steter Bewegung, alles wurde zu Schrift, Zeichnung, Bild. Wer sich seinem Werk und Leben annähert, entdeckt den ganzen Menschen, die Schauspiele der Naturgewalten und des Himmels, den Tumult der Straße und die Energie von Menschenmengen, die Hoffnungen und Irrtümer des 19. Jahrhunderts.“
Stifter
Hauptförderer
mit Unterstützung von
mit Unterstützung von