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#sachbuchpreisbloggen „Die Frau als Mensch“ von Ulli Lust


#sachbuchpreisbloggen „Die Frau als Mensch“ von Ulli Lust

Dunja Brala, Dunis Lesefutter

Könnt ihr euch an die französische Comic Serie „Es war einmal… Der Mensch“ erinnern? Ich habe sie geliebt und auch im Erwachsenenalter noch mal gestreamt. Es ist fantastisch, wie dort Geschichte vermittelt wird. In dieser Graphic Novel hat Ulli Lust ein ähnliches Prinzip entwickelt. Sie reist zu den Ursprüngen der Menschheit, (sogar etwas davor) und dann durch die folgenden Jahrtausende. Dabei stellt sie eines in den Fokus, die kunstvolle Darstellung der Weiblichkeit und den Einfluss den Frauen auf Strukturen und gesellschaftliches Zusammenleben genommen haben.

Wenn wir die Steinzeit rekonstruieren, sind in den allermeisten Museen und Publikationen männliche Rekonstruktionen in den Fokus gerückt. Bei Ausgrabungen findet man aber mehrheitlich weibliche Abbildungen aus Stein und ähnlichem Material. Warum ist das so? Ist die Frau einfach nur das Objekt der Begierde? Oder hat sie einen höheren Stellenwert als heute? Dies ist dies die erste Frage, der die Autorin versucht, auf den Grund zu gehen. Auf Basis vieler Quellen hat sie ein facettenreiches Werk geschaffen, welches ein Mix aus biologischem und historischem Sachbuch, Graphic Novel und Nachschlagewerk ist.
Was macht eine Frau damals aus, war es die Fähigkeit aus dem monatlichen Blut neues Leben wachsen zu lassen— so dachte man, war sie genauso an der Jagd beteiligt wie die Männer, oder doch nur die „Sammlerin“? Es gibt viele Indizien, die auf eine größere Vielfalt hinweisen, als man bisher angenommen hat.

Interessant ist, dass die Autorin auch einen Blick auf Menschenaffen und Hominiden, wie zum Beispiel die Neandertaler wirft.
Besonders begeistert hat mich das ich viel über die San, die „Söhne und Töchter der ersten Menschen“, erfahren habe. Ich hatte vor acht Jahren die Ehre Zeit mit Ihnen verbringen zu dürfen und einen Einblick in ihre Kultur zu erhalten. In diesem Kapitel wurde ein politischer Blick auf den Umgang mit den San geworfen, und der war mir bis dato unbekannt.

Die detailreichen Zeichnungen und der umfangreiche Text machen das Buch zu einer anspruchsvollen Lektüre. Es gibt so viele Details zu entdecken und zu verarbeiten. Es reicht nicht, es einmal zu lesen. Hier werde ich sicherlich noch öfter meine Nase reinstecken. Mit großer Freude habe ich gesehen, dass es einen zweiten Teil über die Eiszeit geben wird. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Reihe weiter entwickelt.

Mir ist bewusst, dass eine Graphic Novel vielleicht nicht unbedingt der Favorit für den deutschen Sachbuchpreis sein wird. Verdient hätte sie es, denn sie transportiert, auf sehr anschauliche Art und Weise Geschichte und Biologie, aber auch Soziologie und Feminismus. Insgesamt bin ich von der Machart dieses Sachbuch sehr begeistert und kann es jeder Person empfehlen, die eine anspruchsvolle Lektüre schätzt, aber keinen Drang hat, einen langatmiges und trockenes Werk in die Hand zu nehmen. Das hier ist erfrischend anders! Natürlich drücke ich meinem Patenbuch feste die Daumen für den Gewinn des deutschen Sachbuchpreises.

Der Originalbeitrag ist auf Dunja Bralas Instagramkanal nachzulesen.
 


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