Viele der gegenwärtig sehr heftig geführten Debatten sind Ausdruck einer schleichenden Werteverschiebung. Mehr und mehr scheinen wir bereit, Einschränkungen unserer individuellen Freiheit hinzunehmen, um einem gesteigerten Sinn für Verletzbarkeit gerecht zu werden. In ihrer Untersuchung macht uns Frauke Rostalski auf diesen neuen Konflikt aufmerksam – und plädiert für ein offenes Gespräch.
Verletzlichkeit – angesichts bedrängender Krisen wie Krieg, Pandemie oder Klimawandel hat sich ein neuer Schlüsselbegriff herausgebildet, der im Zentrum des Buches von Frauke Rostalski steht. Die Rechtswissenschaftlerin untersucht verschiedene Facetten dieses Phänomens, angefangen vom gesetzlichen Schutz besonders vulnerabler gesellschaftlicher Gruppen bis hin zu einer Atmosphäre im öffentlichen Diskurs, die vor allem bei kontrovers verhandelten Themen zu einer Einschränkung der individuellen wie gesellschaftlichen Freiheit führen kann. Mit Scharfsinn analysiert die Autorin das Spannungsverhältnis zwischen Vulnerabilität und Freiheit, ohne beide gegeneinander auszuspielen. Ein wohltuend unaufgeregtes, kluges Buch, das selbst dafür steht, dass Demokratie ohne freiheitliches Denken und Diskutieren nicht überleben kann.
Frauke Rostalski, geboren 1985, ist Professorin für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie, Wirtschaftsrecht, Medizinstrafrecht und Rechtsvergleichung an der Universität zu Köln. Seit 2020 ist sie Mitglied des deutschen Ethikrates.
Dass es bereits vielfach zu Begrenzungen der individuellen Freiheit infolge zunehmender Vulnerabilitätsannahmen gekommen ist, zeigt die Rechtsentwicklung der jüngeren Zeit. Anhand verschiedener Beispiele möchte ich veranschaulichen, wie sich das Recht mehr und mehr den Bedürfnissen einer gesteigerten Vulnerabilität angleicht und in dieser Absicht umgestaltet wird. (...) Mein Anliegen besteht vielmehr darin, einige der zahlreichen Spuren offenzulegen, die Vulnerabilitätsannahmen bereits in der geltenden Rechtslage hinterlassen haben.
Rezension bei Deutschlandfunk Studio 9
Frauke Rostalski im Gespräch bei WDR 5 Das philosophische Radio (Audio)
Viele der gegenwärtig heftig geführten Debatten sind Ausdruck einer schleichenden Werteverschiebung. Sie verändert unsere Gesellschaft grundlegend, ist uns aber kaum bewusst. Über ihr Buch „Die vulnerable Gesellschaft“ (C.H. Beck) spricht Frauke Rostalski mit der IG Meinungsfreiheit des Börsenvereins. Die neue Verletzlichkeit als Herausforderung der Freiheit und die sogenannte „Diskursvulnerabilität“ sind Themen, die die für den Sachbuchpreis 2024 nominierte Autorin Frauke Rostalski beschreibt: „Mehr und mehr scheinen wir bereit, Einschränkungen unserer individuellen Freiheit hinzunehmen, um einem gesteigerten Sinn für Verletzbarkeit gerecht zu werden.“
Im Rahmen der digitalen Veranstaltungsreihe "Verwundbar und dennoch stark".
Eintritt: 5 €
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